PAARBERATUNG
Allgemeines
Menschen werden mit der Sehnsucht nach Bindung und Liebe geboren. Umfragen ergeben, dass sich weit über 90 % eine langfristige Beziehung wünschen. Liebe, Partnerschaft und Familie stellen für uns eine der wichtigsten Quellen für Zufriedenheit und Lebensfreude und damit letztlich für psychische Stabilität dar.
Gleichzeitig kann sich dieser Lebensbereich jedoch zu einer der schlimmsten Leidensquellen wandeln. Wer in seiner Beziehung scheitert, erlebt einen schmerzlichen und schwer zu bewältigenden Trennungsprozess, der vielfach nie ganz zu Ende gebracht werden kann. Ehescheidung ist eines der am meisten belastenden Ereignisse im Leben. In diesem Spannungsfeld zwischen dem ungebrochenen Wunsch nach lebenslanger Bindung und der wachsenden Gefahr, daran zu scheitern erhält die Paarberatung ihre zunehmende Bedeutung.
Wenn die Qualität einer Beziehung nachlässt oder die Beziehung sogar zu zerbrechen droht, bedeutet dies nicht selten eine persönliche Krise für die Betroffenen, begleitet von depressiven Einbrüchen, Unruhe, Angstzuständen, Schlafstörungen und anderen psycho-somatischen Symptomen.
Die Qualität einer Beziehung lässt sich besonders gut an der Art und Weise erkennen, wie Paare miteinander kommunizieren. Z.B. hat man herausgefunden, dass gute Beziehungen durch den Austausch positiver und unterstützender als auch häufig humorvoller Kommunikation gekennzeichnet sind, Beziehungen mit nachlassender Qualität hingegen dadurch, dass "ein negatives Wort das andere gibt" und der gegenseitige Respekt füreinander nachlässt. Paare können in negative kommunikative Teufelskreise geraten. Als Konsequenz daraus, geht das, was am Anfang die Quelle der Verbundenheit war, nämlich z.B. Zärtlichkeiten, gemeinsame Aktivitäten und Interessen, die Neugier auf den Anderen und das bewusste "Sich-Zeit-Füreinander-Nehmen" als auch Sexualität zurück.
Die klärungsorientierte Paarberatung
Diese Form der Paarberatung erscheint als die Methode der Wahl, wenn es, ausgelöst durch bestimmte Ereignisse, zu Problemen in der Paarbeziehung gekommen ist. Bei derartigen Ereignissen kann es sich um einen Seitensprung, eine Außenbeziehung, eine vorübergehende Trennung, zurückliegende Kränkungsereignisse, spezifische sexuelle Probleme oder anderes handeln.
In einem offenen Gesprächssetting wird versucht, die Probleme für beide Partner emotional nachvollziehbar werden zu lassen und Lösungen zu erarbeiten. Oftmals steht dabei die Aufarbeitung einzelner Aspekte der Vergangenheit im Vordergrund. Für die Zukunft der Beziehung geht es hier oftmals um den Wiederaufbau von Vertrauen, und/oder um das Verzeihen. Grundlage hierfür ist, dass sich die Partner dabei gegenseitig verständlich machen können.
Dabei wird u.a. flexibel auf einzelne Teile der unten beschriebenen „Verhaltensorientierte Beratung mit Paaren“ zurückgegriffen (z.B. Kommunikationstraining).
Verhaltensorientierte Beratung („Training“) mit Paaren
Die verhaltensorientierte Beratung von Paaren ist die Methode der Wahl, wenn Paare sich auseinandergelebt haben, seit langem schon unzufrieden mit ihrer Partnerschaft sind und/oder Schwierigkeiten bestehen, die hohen Anforderungen von Familie und Beruf gemeinsam konstruktiv zu bewältigen.
Eine verhaltensorientierte Beratung hat zum Ziel, den positiven kommunikativen Austausch zwischen den Partnern zu fördern und damit die Zufriedenheit in der Partnerschaft zu erhöhen. In der Methodik geht es darum, tatsächlich neue Verhaltensweisen zu lernen und zu "trainieren". Deshalb lässt sich hierbei auch durchaus der Begriff "Verhaltenstraining" verwenden.
Voraussetzung für ein solches Training ist, dass sich beide Partner zunächst für die Fortsetzung der Beziehung entschieden haben und gewillt sind, sich aktiv in ein Training einzubringen.
Im vollen Umfang umfasst diese Art von Beratung 14 Sitzungen à 90 Minuten. Die Sitzungen finden idealerweise in einem 14-tägigen Rhythmus statt. Hier sind jedoch auch individuelle Lösungen möglich. Je nach Problemlage können jedoch auch einfach bestimmte Teile der Beratung ausgewählt und andere weggelassen werden, so dass sich die Anzahl der Sitzungen verkürzen lässt.
Das Training besteht im Wesentlichen aus den folgenden 5 Teilen:
1. Kommunikationstraining
Hier geht es darum, Kommunikationsmuster einzuüben, von denen sich gezeigt hat, dass sie die Partnerschaftsqualität besonders günstig beeinflussen. Im Kommunikationstraining werden in der Sitzung Kommunikationssequenzen per Video aufgenommen, dann gemeinsam analysiert und Verbesserungsmöglichkeiten aufgezeigt. Das Gelernte soll, wie bei allen anderen Teilen der Beratung auch, zu Hause geübt werden.
2. Wechselseitigkeitstraining (Lernen, sich gegenseitig etwas Gutes zu tun)
Hierbei geht es darum, sich wieder dafür zu sensibilisieren, dass eine gute Partnerschaftsqualität etwas damit zu tun hat, dem anderen etwas Gutes zu tun. Es geht darum, wechselseitig wieder einen positiven Austausch zu verwirklichen. Dabei kann zumeist auch darauf aufgebaut werden, was zu Beginn einer Beziehung vorhanden war, im Laufe der Beziehung aber eingeschlafen ist.
3. Probleme gemeinsam lösen
Ein Ziel des Problemlösetrainings besteht darin, Alltags- und Partnerschaftskonflikte nicht unter den Teppich zu kehren, sondern partnerschaftlich anzugehen. Dazu wird eine Methode vorgestellt, die hilfreich für die systematische Problemlösung ist.
4. Stress gemeinsam bewältigen
In der Forschung, die sich mit den Unterschieden zwischen glücklichen und weniger glücklichen Paaren beschäftigt, zeigt sich immer wieder ein klarer Befund: Vor allem wenn in der Partnerschaft Stressbelastungen z.B. durch Kinder, Familie, Beruf entstehen, ist die Partnerschaftsqualität gefährdet. Ungünstige Stile des gemeinsamen Umgangs mit Belastungen können dazu beitragen, dass sich Partner immer mehr voneinander entfernen. In dem Modul zur Verbesserung der gemeinsamen Stressbewältigung wird analysiert, wie für den Einzelnen Stress entsteht, und wie er sich durch partnerschaftliche Formen der Stressbewältigung reduzieren lässt.
5. Dinge akzeptieren oder verändern lernen
Paarberatung ist vom Grundsatz her auf Veränderung ausgerichtet. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass es Paaren in vielen Bereichen nicht leicht fällt, bestimmte Verhaltensweisen zu verändern. Dies kann auch damit zusammenhängen, dass Bedürfnisse z.B. nach Nähe und Distanz bei beiden Partner unterschiedlich ausgeprägt sind. Eine Veränderung dieser Bedürfnisse wäre dabei nur unter dem Preis des „Verbiegens“ des einen oder anderen möglich. Wichtig ist es deshalb auch, dass die Partner sich darauf verständigen können, welche grundsätzlichen Bedürfnisse vorhanden oder nicht vorhanden sind. Dabei soll gelernt werden, über diese Themen der Nicht-Veränderbarkeit konstruktiv und vertrauensvoll zu sprechen und dabei auch Akzeptanz für die nicht-veränderbaren Dinge in der Partnerschaft zu wecken.
Die ersten Schritte
Um zu entscheiden, welche Form der Paarberatung für Ihr Anliegen die geeignetere ist, bedarf es eines Erstgespräches. Nach der telefonischen Kontaktaufnahme und Terminvereinbarung übersende ich Ihnen diagnostische Unterlagen, die bereits vor der ersten Sitzung zurückgeschickt werden sollten. Am Ende des Erstgespräches und nach Auswertung der Diagnostik-Fragebögen wird gemeinsam über das weitere Vorgehen entschieden
Kosten
Die Kosten für eine Paaberatung werden nicht von den Krankenkassen übernommen und werden deshalb privat in Rechnung gestellt. Eine Sitzung dauert in der Regel 90 Minuten. Der Abstand zwischen den Sitzungen wird flexibel vereinbart.